Die Magdalenenflut 1342

Die Magdalenenflut 1342

Weserfreundeprojekt Nr. 4 – Der Stadtpegel Minden

Das Weserfreundeprojekt Nr. 4 ist die Pegelstele an der Schlagde im Oberwasser der Stadtbrücke. Auf ihr sind die Hochwassermarken des Hochwassermerksteins, der unweit im Glacis steht, angebracht. Was auf beiden fehlt ist ein besonderes Kapitel der Hochwassergeschichte: die sogenannte Magdalenenflut im Sommer 1342 – dem wohl verheerendsten Hochwasserereignis, das jemals Deutschland getroffen hat.

Der Anlass: Eine Lücke im historischen Stadtpegel

Am Stadtpegel an der Schlagde, oberhalb der Stadtbrücke, markieren bereits verschiedene Hochwassermarken eindrucksvoll, wie hoch die Weser in der Vergangenheit gestiegen ist. Doch eine historische Flut fehlte bislang: die Sintflut des Jahres 1342.

Während es entlang der Weser nur grobe Hinweise zu diesem Ereignis in Hameln und Hann. Münden gibt, haben es sich die Weserfreunde zur Aufgabe gemacht, auch in Minden eine fundierte Höhenmarke für diese Ausnahmeflut zu setzen – und damit ein wichtiges Stück Umweltgeschichte sichtbar zu machen.

Warum das wichtig ist

Mit dem Stadtpegel wollen die Weserfreunde nicht nur an vergangene Hochwasser erinnern, sondern auch die Menschen in Minden sensibilisieren. Denn seit dem letzten großen Hochwasser 1946 sind viele Jahrzehnte vergangen – und mit ihnen wuchs auch eine gewisse Sorglosigkeit gegenüber der Kraft der Weser.

Die Hochwassermarke zur Magdalenenflut wird angebracht
von links nach rechts: Detlef Sönnichsen, Uli Büsing, Ursula Koch vom Mindener Tageblatt, Horst Spreckelmeyer, Sebastian Pappel von der Firma GARTINA und Andreas Busemann

Die Sintflut im Juli 1342 – Magdalenenflut

Das katastrophale Nachkriegshochwasser vom Februar 1946 ist noch einigermaßen in den Köpfen der Bevölkerung verankert. Es ist allerdings nur das sechsthöchste Hochwasser in der bisherigen Pegelgeschichte. Das höchste bisher stammt aus dem Jahre 1682. Wichtig ist festzuhalten, dass alle diese Hochwasser im Winter stattgefunden haben, was auch typisch für Gewässer dieser Größe ist.

Nicht so 1342:

Im Juli dieses Jahres traf ein Sommerhochwasser von bislang ungekannter Wucht große Teile Mitteleuropas. Man findet zum Beispiel am Eisernen Steg in Frankfurt am Main eine alles überragende Marke mit eben diesem Datum.

Für die damaligen bescheidenen Lebensverhältnisse und die bescheidenen Mittel zur Hochwasserverteidigung und zum Transport ist diese Flut den Menschen wie eine Sintflut erschienen. Zumal man seinerzeit keine Kenntnis über den Ursprung von Hochwasser hatte.

Wegen des Auftretens am Tag der heiligen Maria Magdalena wurde das Ereignis auch Magdalenenflut genannt. Überlieferungen lassen ahnen, was damals passiert ist.

In der Geschichte des Klosters Loccum heißt es:

Flüsse erhoben ihre Wasser, so daß sie über ihre Ufer traten, nicht nur die Saaten und viele Pflanzen auf den Feldern, sondern auch die Äcker selbst und die Wege vernichteten, in Burgen, Städte, Dörfer und Kirchen eindrangen, bis über Altäre anwuchsen, Mauern und Türme umstießen, zahlreiche Menschen und Zugtiere ertränkten…

Aus einer Chronik zur Grafschaft Lippe heißt es:

…das hat großen Schaden getan und besonders zu Lemgo auf der Neustadt erschrecklichst gewütet, viele Leute ersäufet, auch etliche verstorbene Leiber aus den Gräbern herfür gebracht und hinweg geführet.

Was wäre wenn …?

Auch wenn das Ereignis über 680 Jahre zurückliegt: Ein derartiges Hochwasser könnte jederzeit wieder auftreten – unabhängig vom Klimawandel. Und die Auswirkungen auf unsere heutige, hochvernetzte und technisierte Infrastruktur wären dramatisch.

Es ist leicht vorstellbar, dass so etwas bei der heutigen Sensibilität und Hochwertigkeit von Gebäuden samt Ausstattung und der Infrastruktur von Verkehr, Strom, Wasser und Telekommunikation entsprechend furchtbare Auswirkungen haben wird.

Was auf jeden Fall sicher ist, dass nachher, wie es immer wieder beobachtet werden kann, bei den Menschen eine instinktiv vorhandene Solidarität und Hilfsbereitschaft einsetzt, die am Ende die Gesellschaft eher stärkt als schwächt.

Quellenangabe

Woher stammen die Informationen​?

Die Weserfreunde haben mehr als ein Jahr gebraucht, einigermaßen verlässliche Quellen zu finden, um an dem Mindener Stadtpegel die Hochwassermarke 1342 anbringen zu können.

Die wesentliche Information stammt aus folgender Quelle: Hermann von Lerbeck aus Catalogus episcopor. Mindens; Minden Geschichtsquellen

Ebenso wuchsen die Wassermassen so an, dass sie in die Stadt Minden eindrangen und durch die größere Kirche bis zum Marktplatz gelangten…

Mit diesem Hinweis haben die Weserfreunde die geodätischen Höhe des Domfußbodens und des Marktplatzes an seiner tiefgelegenen Ostseite aufgenommen. Daraus konnten sie eine recht zuverlässige Wasserspiegellage ermitteln, die nun am Stadtpegel zu sehen ist.

Großer Dank geht an die Firma GARTINA, die uns immer wieder bei Arbeiten und die Maschine gestellt hat.

 

Juni 2025

Für die Weserfreunde: Ulrich Büsing, Detlef Sönnichsen, Norbert Weinert