Was tut sich unter der Wasseroberfläche? Das interessiert natürlich die Stadt, die Weserfreunde und alle, die sich für Umwelt und Natur engagieren.
Stadtblänke Löffler und Ökopolder Neue Fahrt – Zwei Öko-Projekte für Minden
Seit rund drei Jahren sind die beiden Ökoprojekte fertig: die Stadtblänke Minden (an der Weser vor der alten Fruchtsaftfabrik Löffler, mitten in der Stadt und gut einsehbar von der Weserbrücke wenn man zum Bahnhof geht oder von dort kommt) und der Ökopolder Neue Fahrt (unterhalb der Kanalüberführung Richtung Norden).
Neben der Minderung der Hochwassergefahr für Minden im Falle der Stadtblänke, ging es bei beiden Projekten um ökologische Verbesserung für Fauna und Flora.
- Rückzugsraum bei Hochwasser
- Überwinterungsquartiere
- Kinderstuben für Jungtiere
Das Anliegen der Weserfreunde ist es, an geeigneten Stellen die Flussufer auszubrechen und durch die neu geschaffenen Auenstrukturen natürliche Lebens- und Schutzräume für die Fische zu schaffen. Mit den dauerhaft an die Weser angeschlossenen Wasserflächen erhalten die Fische einen Rückzugsraum bei Hochwasser, Überwinterungsquartiere und Kinderstuben für Jungtiere. Beide Flächen wurden mit unterschiedlichen Wassertiefen, Kiesflächen, flachen sowie auch steilen Ufern ausgestattet und mit Totholz möbliert.
Soweit die Theorie. Die spannende Frage war: Wurde das Angebot auch von denen angenommen, für die es gedacht war – Fische und Amphibien?
Der Blick unter die Wasseroberfläche
Um zu erfahren, ob die neuen Seitenarme der Weser von den Fischen angenommen werden, organisierten die Weserfreunde zusammen mit der Stadt Minden eine Elektrobefischung durch einen anerkannten Fischexperten.
Bei diesem Verfahren werden die Fische durch niedrige Stromschläge betäubt, sie schwimmen dann auf und können gefahrlos entnommen, gemessen, gewogen und bestimmt werden. Das geschieht schnell und nach wenigen Augenblicken gleiten sie ins Wasser zurück.
Die Elektrobefischung fand mit Genehmigung der zuständigen Behörden und unter der Beteiligung der Interessengemeinschaft der Fischereivereine im September 2021 statt. Das Ergebnis hat alle Beteiligten glücklich gemacht. Der Fischereibiologe fand achtzehn verschieden Arten, darunter sogar den stark gefährdeten Steinbeißer.
„Höchstes ökologisches Potential“ bescheinigt
In der Stadtblänke wurden 530 Fische untersucht und im Ökopolder 845. Mit Freude lesen die Initiatoren diese Zeilen aus dem Untersuchungsbericht:
Die Ergebnisse belegen, dass das Gewässer bereits nach kurzer Entwicklungsdauer von zahlreichen Flussfischen mit Auenbezug tatsächlich als Reproduktions- und Aufwuchshabitat genutzt wird. Nachdem durch Gewässerausbau und -nutzung die Vernetzung von Fluss und Aue mit entsprechenden Schlüsselhabitaten defizitär geworden sind, stellt die Maßnahme einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung eines guten ökologischen Zustands/Potentials sowie die Entwicklung eines artenreichen und der Größe und Beschaffenheit entsprechenden Fischbestands in der Weser dar. Es ist davon auszugehen, dass im Laufe der weiteren Sukzession noch weitere seltene und im Bestand bedrohte Arten hinzutreten.
Auszug aus dem Bericht
Auch eine neue, nicht heimische Art hat sich eingeschlichen, die Schwarzmaulgrundel. Weil sie nicht heimisch ist, hat sie noch keine Gegner und bringt daher das Gleichgewicht durcheinander. Aber das wird die Natur wieder richten.
Die Aktion hat sich aus Sicht der Beteiligten sehr gelohnt und weil der Aufwand nicht sehr groß ist, sollte sie nach ihrer Ansicht durchaus wiederholt werden.