2. Weserinsel

Weniger Wasserstraße – mehr Fluss!

Ideen und Visionen der weserfreunde e.V.

Früher …

Als einziger innerdeutscher Fluss, der in die Nordsee mündet, war die Weser lange von höchstem politischem Interesse. Sie sollte als Transportweg letztlich bis Passau schiffbar werden. Deshalb machte man aus dem Fluss in zwei großen Ausbaustufen eine rund 370 km lange Wasserstraße. Sie beginnt in Hannoversch Münden und reicht bis Bremen.

Ein Maximum an Schiffbarkeit erreichte man durch Konzentrieren der Hauptströmung auf einen schmalen Bereich. Rund 3.000 Buhnen und zigtausende Tonnen von Schüttsteinen waren dazu nötig. Eine gewaltige Anstrengung der Gesellschaft, eine beachtenswerte technische Leistung mit den damaligen Mitteln, langfristig ein Drama für die Natur.

Bild 1: gefesselte Wasserstraße
Der „Straßenrand“: Buhnen und Steinschüttung (Quelle: Sönnichsen&Partner) Die Weser heute ist das Ergebnis jahrhunderterlanger Bemühungen der Menschen in der Region, den Nutzen vom Fluss als Transportweg zu mehren. Darunter hat sie gelitten: von 432 Weserkilometern werden heute 212 km als merklich beeinträchtigt eingestuft, 151 km gar als stark geschädigt. Es ist auch für Laien leicht vorstellbar, dass an und auf einer Straße die Vielfalt an Pflanzen und Lebewesen höchst eingeschränkt ist. Das ist ein Problem für die Weser selbst aber auch für die einmündenden Nebengewässer. Als verbundene Lebensräume erleiden sie ebenfalls Beeinträchtigungen. Ganz besonders gilt das für die Fische als Nutzer. Gegenüber ihrem natürlichen Zustand weist die Weser heute zwei hervorstechende Deformationen aus: Sie ist schmaler als natürlich, sie liegt gegenüber dem Vorland tiefer als natürlich (Oberweser bis Minden). Flussabwärts von Minden überdecken zusätzlich zur Uferbefestigung die Staustufen den natürlichen Fließcharakter.

und heute …

Unsere Vision ist ein natürlicher Weserfluss mit hoher Aufenthaltsqualität für die Menschen, die an ihm leben.

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Bild 2: ein natürliches Flussbett
Bild 3: Beispiel einer natürlichen Insel an der Mulde in SAchsen-Anhalt

Während von Bremen nach Minden noch ein bedeutendes Frachtaufkommen gegeben ist, ist die Frachtschifffahrt weiter flussaufwärts praktisch zum Erliegen gekommen. Ab Minden in Richtung Hannoversch Münden gibt es keine nennenswerte Berufsschifffahrt mehr. Bei Abwägung aller Aspekte wird sich in der Zukunft daran auch nichts mehr ändern!

Schon lange hat der Schienenverkehr die günstigere Alternative geboten! Zudem fehlt es dem Oberweserraum auch an Wirtschaftsvolumen, um je die Notwendigkeit und den Nutzen einer Wasserstraße zu rechtfertigen. Der ökologische Schaden, den man dem Fluss für eine solche Dienstleistung jedoch antut, ist gewaltig.

Die Region braucht keine Wasserstraße mehr, sie braucht Menschen, vor allem junge Menschen. Und die sind heute sportbegeistert und haben naturliebenden Nachwuchs!

Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist die Einstufung der Oberweser in die niedrigste Kategorie der Wasserstraßensystematik. In dieser Ordnung gibt es die Kategorien A, B, C und „Außerhalb Kernnetz“. Die Oberweser gehört dieser letzten Kategorie an und ist damit der Lahn, der Aller und der Saale gleichgestellt. Diesen Flüssen ist gemeinsam, dass sie bevorzugtes Ziel des Blauen Bandes sind. Das Programm des Bundes zur ökologischen Verbesserung der Wasserstraßen. Eine riesige Chance, an der (Ober-)Weser den Fluss zu attraktiveren: Für die Fauna und Flora, für den Menschen gleichermaßen und sie kann in Minden beginnen (Weser-km 204,47).

Was wollen die Weserfreunde erreichen?

Wir wollen die Qualität des Flusses verbessern durch

  • das Schaffen natürlicher Abschnitte in Teilbereichen und durch Gestaltung natürlicher Uferbereiche. Letztere schaffen neben Strukturvielfalt den Zugang zum und in das Wasser.
  • das Schaffen natürlicher Weserabschnitte und die Gestaltung natürlicher Uferbereiche.
    Da wo die Landwirtschaft es entbehren kann, sollen naturnahe Uferstreifen entstehen.

Unsere Heimat ist Minden, deswegen engagieren wir uns hier

  • mit lokalen Maßnahmen, die klein räumig wirken und im Rahmen eines Unterhaltungsplanes umgesetzt werden können.
  • mit umfassenden Maßnahmen, die überörtlich wirken, eine wasserrechtliche Zulassung erfordern oder grundsätzliche Änderungen der Unterhaltung beinhalten.
  • mit Informationen über die Weser, unserer Einschätzung der Situation und unseren Ideen

Engagieren auch Sie sich! Wir brauchen Zustimmung und Mitmacher.